Ob Kontaktlinsen für Diabetiker geeignet sind und was es dabei zu beachten gilt, sind wichtige Fragen für Betroffene. Schließlich spielt die Augengesundheit für Diabetiker eine besondere Rolle, da Diabetes mellitus die Entstehung von bestimmten Augenerkrankungen begünstigt.

Bei der Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) ist die Aufnahme von Zucker in die Zellen gestört. Dadurch kommt es zu erhöhten Konzentrationen von Zucker im Blut. Das führt mit der Zeit zu Gefäßschädigungen, die verschiedene Organe beeinträchtigen können. Auch die Augen zählen dazu. Wenn die Blutzuckerkonzentration plötzlich stark ansteigt, kann die Augenlinse aufquellen und sich folglich die Sehstärke vorübergehend verändern.

Da Diabetes außerdem das Immunsystem beeinflusst, besteht ein erhöhtes Risiko für Infekte und Entzündungen am Auge. Beispielsweise kann die Zuckerkrankheit die Entstehung von Gerstenkorn und Bindehautentzündung begünstigen. Zudem kommen trockene Augen bei Diabetikern häufiger vor und ein Grauer Star (Katarakt) entwickelt sich früher. Darüber hinaus können krankhafte Veränderungen der Netzhautgefäße schwerwiegende Schäden der Netzhaut verursachen, die in seltenen Fällen ein Erblinden zur Folge haben können. Dabei handelt es sich um eine sogenannte diabetische Retinopathie oder eine diabetische Makulopathie.

Grundsätzlich sind Kontaktlinsen für Diabetiker geeignet. Voraussetzung ist wie bei allen Kontaktlinsenträgern eine Anpassung durch einen Kontaktlinsenspezialisten. Zusätzlich zu den allgemeinen Vorteilen von Kontaktlinsen können Diabetiker noch aus einem anderen Grund von den Linsen profitieren: Wenn sich das Sehvermögen aufgrund des schwankenden Blutzuckerspiegels verändert, können Diabetiker die Korrektur mit Kontaktlinsen in unterschiedlicher Stärke schnell anpassen. Oft bestehen die Schwankungen nur phasenweise, zum Beispiel wenn sich die Diabetes-Erkrankung verschlechtert oder die Patienten medikamentös neu eingestellt werden. Dann ist die Versorgung mit passenden Kontaktlinsen wesentlich schneller und kostengünstiger möglich als eine Brillenanpassung. Insgesamt ergeben sich speziell für Diabetiker folgende Vorteile von Kontaktlinsen:

Diabetes ist kein allgemeiner Ausschlussgrund für bestimmte Kontaktlinsenarten. Wie bei anderen Kontaktlinsenträgern kommt es auch bei Diabetikern auf ganz individuelle Bedürfnisse und Gegebenheiten an. Deswegen sollte immer ein Kontaktlinsenexperte die passenden Linsen auswählen. Für Diabetiker ist es ohnehin aufgrund der mit der Zuckerkrankheit in Verbindung stehenden Augenerkrankungen ratsam, regelmäßig zum Augenarzt zu gehen. Dieser kann dann Auskunft darüber geben, ob im Einzelfall womöglich medizinische Gründe gegen das Tragen von Kontaktlinsen sprechen.

Dennoch gibt es Kontaktlinsenarten, die für Diabetiker besonders geeignet sein können. Dazu gehören zum Beispiel Kontaktlinsen mit einer hohen Sauerstoffdurchlässigkeit wie Silikon-Hydrogel-Linsen. Diese Kontaktlinsenart kann vorteilhaft sein, weil sie selbst bei trockenen Augen oft gut verträglich sind und Diabetiker häufiger darunter leiden. Gleichzeitig sollte der Wassergehalt in dem Fall nicht zu hoch sein. Denn sonst entziehen die Linsen den Augen zu viel Feuchtigkeit, um ihren Wasseranteil aufrechtzuerhalten. Welche Kontaktlinsen tatsächlich am besten sind, muss ein Kontaktlinsenspezialist anhand der individuellen Augenvermessung, Eigenschaften des Tränenfilms und Angaben zum Lebensstil entscheiden.

Eine sorgfältige Reinigung und Pflege der Linsen ist für jeden Kontaktlinsenträger wichtig, um ein angenehmes Tragegefühl zu erhalten und die Augengesundheit nicht zu gefährden. Für Diabetiker ist die Hygiene jedoch noch bedeutsamer, da sie aufgrund ihrer Erkrankung stärker zu Infektionen und Entzündungen der Augen neigen. Deshalb sind auch Tageslinsen eine gute Wahl für Diabetiker. Tageslinsen benötigen keine Reinigung. Kontaktlinsenträger können sie jeden Tag frisch aus einem versiegelten Blister nehmen und nach dem Tragen sofort entsorgen. Außerdem können sich Diabetiker bei ihrem Kontaktlinsenanpasser mit Tageslinsen in unterschiedlicher Stärke versorgen, um mögliche Schwankungen der Sehstärke bei Bedarf direkt ausgleichen zu können. Wenn allerdings gerade eine Bindehautentzündung, ein Gerstenkorn oder eine andere Entzündung am Auge vorliegt, sollte das Kontaktlinsentragen vorübergehend ausgesetzt werden. Das gilt nicht nur für Diabetiker.

Die medizinische Forschung beschäftigt sich seit einiger Zeit mit der Entwicklung einer smarten Kontaktlinse für Diabetiker. Die innovativen Linsen sollen den Blutzuckerspiegel in der Tränenflüssigkeit kontinuierlich messen und den unangenehmen Stich in den Finger ersetzen. Wenn der Wert zu hoch oder zu niedrig ist, sollen die Kontaktlinsen den Träger unmittelbar darauf aufmerksam machen. Es gibt sogar Forschungsansätze für smarte Kontaktlinsen, die bei entsprechendem Messergebnis ein Diabetesmedikament freisetzen und somit neben der Überwachung auch die Therapie übernehmen sollen. Wann derartige Kontaktlinsen für Diabetiker erhältlich sind und ob sie sich in der Praxis durchsetzen, ist jedoch ungewiss.

Wenn Sie noch Fragen zum Tragen von Kontaktlinsen haben, können Sie sich ganz unkompliziert und anonym an die SehFee wenden. Die SehFee steht Ihnen per Chat oder im Kontaktlinsenforum mit Informationen rund um Kontaktlinsen jederzeit zur Seite. Fachkundige Hilfe erhalten Sie außerdem beim Augenoptiker in Ihrer Nähe. Dieser kann sich auch Ihre Augen ansehen und Sie individuell beraten.