Kurzsichtigkeit (Myopie) tritt heutzutage immer häufiger auf. Denn ein übermäßiges Nahsehen bei der Bildschirmarbeit, auf das Smartphone oder Tablet fördert die Entstehung dieser Sehschwäche im Kindes- oder Jugendalter. Ein häufiger Aufenthalt an der frischen Luft oder auch spezielle Kontaktlinsen können dem entgegenwirken.

Was ist Kurzsichtigkeit (Myopie)?

Kurzsichtigkeit ist eine Fehlsichtigkeit, bei der die Betroffenen in der Ferne nur unscharf sehen. Nahgelegene Dinge können sie hingegen problemlos erkennen. Die Brechkraft des kurzsichtigen Auges ist im Verhältnis zur Augengröße zu stark. Dadurch vereinigen sich die Lichtstrahlen von weiter entfernten Dingen schon vor der Netzhaut im sogenannten Brennpunkt. Für ein scharfes Sehen, muss der Brennpunkt jedoch genau auf die Netzhaut treffen. Sehhilfen mit negativen Dioptrienwerten können die Brechkraft verringern und somit den Sehfehler ausgleichen.

Auge normalsichtig – Kurzsichtigkeit (Myopie)
Normalsichtiges Auge ohne Kurzsichtigkeit (Myopie) | Bild: Kontaktlinseninfo.de
Auge fehlsichtig – Kurzsichtigkeit (Myopie)
Fehlsichtiges Auge mit Kurzsichtigkeit (Myopie) | Bild: Kontaktlinseninfo.de

Bevor die Kurzsichtigkeit bekannt ist und eine Sehhilfe diese korrigiert, behelfen sich die Betroffenen häufig durch ein Zusammenkneifen der Augen. Das verstärkt die Tiefenschärfe und lässt Kurzsichtige etwas besser sehen. Daher kommt auch der Fachbegriff Myopie, der sich von der griechischen Bezeichnung für „Blinzelgesicht“ ableitet.

Unterschied zwischen Kurzsichtigkeit und Weitsichtigkeit

Im Unterschied zur Kurzsichtigkeit ist bei der Weitsichtigkeit die Brechkraft für das meist zu kurz geratene Auge zu schwach. Dadurch sehen Weitsichtige vor allem in der Nähe schlecht oder müssen ihre Augen zum Scharfsehen überanstrengen. Sie benötigen also im Gegensatz zu Kurzsichtigen eine Sehhilfe mit positiven Dioptrienwerten, die die Brechkraft verstärkt.

Wie wird die Kurzsichtigkeit festgestellt?

Ein Optiker oder Augenarzt stellt eine Myopie mit einer sogenannten Refraktionsbestimmung fest. Zunächst bestimmt er mittels Messgerät die objektive Brechkraft der Augen. Die gemessenen Werte dienen als Orientierung und Grundlage für den darauf folgenden Sehtest.

Beim Sehtest soll die möglicherweise kurzsichtige Person Zahlen oder Buchstaben in unterschiedlicher Größe von Sehtafeln vorlesen. Dabei guckt die Person durch Brillengläser mit unterschiedlicher Brechkraft und sagt, ob sie mit der jeweiligen Stärke die Zahlen oder Buchstaben besser oder schlechter erkennen kann. Die Zahlen oder Buchstaben dürfen jedoch nicht kleiner erscheinen, sonst ist das Brillenglas zu stark. Der Optiker oder Augenarzt legt dann für die Anfertigung der Brille oder Kontaktlinsen die schwächsten Dioptrienwerte fest, mit denen der Kurzsichtige scharf gesehen hat.

Ursachen für Kurzsichtigkeit (Myopie)

Eine Kurzsichtigkeit entsteht meistens durch ein zu langes Auge oder manchmal durch eine zu starke Brechkraft von Augenlinse und Hornhaut. Oft sind kurzsichtige Augen erblich. Aber auch äußere Einflüsse wie ein übermäßiges Nahsehen können das Wachstum des Augapfels anregen.

Heutzutage trägt nicht nur das Bücherlesen bei Kindern und jungen Erwachsenen dazu bei, sondern insbesondere die Nutzung von Smartphone und Tablet. Je intensiver sie ihre Augen zur Nahsicht gebrauchen, desto größer ist das Risiko einer Kurzsichtigkeit oder desto stärker nimmt sie zu. Außerdem steht ein zu seltener Aufenthalt bei Tageslicht im Freien im Verdacht, eine Myopie zu begünstigen. Denn Studien zufolge, soll das Tageslicht an der natürlichen Regulation des Längenwachstums der Augen beteiligt sein.

Arten der Kurzsichtigkeit

Bei Kurzsichtigen unterscheiden Augenärzte zwischen der einfachen Myopie und der bösartigen Myopie.

Die einfache Myopie kommt am häufigsten vor und gilt lediglich als Abweichung von der Norm und nicht als Krankheit. Sie beginnt sehr oft im Schulalter und heißt daher auch Schulmyopie. In der Regel schreitet sie höchstens bis zum 30. Lebensjahr voran und bleibt dann konstant.

Die bösartige Myopie ist hingegen eine seltene Krankheit, die selbst im Erwachsenenalter nicht zum Stillstand kommt und unabhängig von äußeren Einflüssen immer stärker wird. Durch die bösartige Myopie kommt es zudem häufiger zu Veränderungen der Netzhaut, die im schlimmsten Fall sogar zur Erblindung führen können.

Wie stark kann die Kurzsichtigkeit werden?

Die Stärke einer Kurzsichtigkeit wird in Dioptrien angegeben. Meistens wird sie nicht stärker als -6 Dioptrien. Nur wenige Kurzsichtige benötigen eine Sehstärkenkorrektion von -6 bis -12 Dioptrien. Bei einer bösartigen Myopie kann es jedoch auch sein, dass keine Sehhilfe, weder Brille noch Kontaktlinse, mehr eine zufriedenstellende Sehschärfe erreicht.

Symptome der Kurzsichtigkeit (Myopie)

Bei einer Kurzsichtigkeit sind Symptome wie ein verschwommenes Sehen von Dingen in der Ferne und das Zusammenkneifen der Augen typisch. Kinder bemerken die Fehlsichtigkeit oftmals dadurch, dass sie in der Schule das Geschriebene an der Tafel nicht mehr lesen können. Ebenso können Kurzsichtige ohne Sehhilfe Straßenschilder oder Gesichter erst erkennen, wenn sie nahe genug davor stehen.

Ein kurzsichtiges Auge kann außerdem zu Glaskörpertrübungen führen, die Betroffene als einzelne umherschwebende schwarze Punkte wahrnehmen. Zudem ist das Risiko für eine Netzhautablösung und für einen grünen Star erhöht. Betroffene Personen beschreiben eine Netzhautablösung als einen Rußregen oder einen Vorhang, der sich plötzlich ins Sichtfeld schiebt. Lichtblitze sind ebenfalls möglich. Ein grüner Star bleibt lange symptomfrei und fällt eher bei Augenuntersuchungen auf.

Was tun bei Kurzsichtigkeit?

Beim ersten Verdacht auf eine Myopie oder anderen Sehproblemen sollten Betroffene immer einen Augenarzt aufsuchen. Dieser kann abklären, ob eine Schulmyopie vorliegt und Augenerkrankungen ausschließen. Ein Optiker kann dann eine Sehhilfe zur Korrektion der Myopie entsprechend anpassen.

Aufgrund der erhöhten Risiken für eine Netzhautablösung und einen grünen Star, sollten Kurzsichtige jedoch regelmäßig ihre Augen untersuchen lassen. In welchen Abständen die Untersuchungen stattfinden sollten, hängt von der Stärke der Fehlsichtigkeit und möglicherweise von weiteren gesundheitlichen Vorbelastungen ab.

Kurzsichtigkeit was tun?
Kurzsichtigkeit was tun? | Bild: Noelle Otto / pexels.com

Kurzsichtigkeit behandeln

Eine Kurzsichtigkeit kann durch eine Brille oder Kontaktlinsen in der Regel sehr gut ausgeglichen werden. Sogenannte Zerstreuungslinsen bewirken, dass Kurzsichtige auch wieder in der Ferne scharf sehen können.

Manche Kurzsichtige kommen jedoch mit Kontaktlinsen nicht zurecht, möchten aber dennoch keine Brille tragen. Dann besteht die Möglichkeit, die kurzsichtigen Augen lasern zu lassen. Dabei trägt der Laser einen Teil der Hornhaut ab, wodurch die Hornhaut etwas dünner wird und eine geringere Brechkraft bekommt. Wenn die Hornhaut dick genug ist und sich die Sehstärke einige Zeit nicht mehr verändert hat, sind Laserbehandlungen bei einer Myopie von bis zu etwa -10 Dioptrien möglich. Dabei darf allerdings nicht vergessen werden, dass es sich um einen operativen Eingriff mit gewissen Risiken handelt.

Kurzsichtigkeit verbessern

Das Voranschreiten der Myopie lässt sich beeinflussen. Dazu sollten vor allem Menschen bis zum 30. Lebensjahr ihren Augen genügend Abwechslung zur Naharbeit gönnen. Schließlich können die Augen in dem Zeitraum noch wachsen und die Sehschwäche kann zunehmen. Außerdem empfehlen Experten jungen Menschen, sich auch den Augen zuliebe möglichst häufig tagsüber an der frischen Luft aufzuhalten. Denn einerseits wechselt der Blick dann ohnehin öfter zwischen verschiedenen Entfernungen und andererseits soll das Tageslicht das zu starke Wachstum des Auges abmildern können. In manchen Fällen kann sich eine Kurzsichtigkeit dadurch sogar während des Wachstums im Kindes- und Jugendalter etwas verbessern.

Augentraining bei Kurzsichtigkeit

Ein Augentraining kann eine Kurzsichtigkeit nicht verbessern. Sämtliche Augenmuskeln befinden sich ohnehin ständig im Training, selbst im Schlaf. Bewusstes Augentraining zur Stärkung der Augenmuskeln ist daher unnötig und nützt bei einer Fehlsichtigkeit auch nichts. Nur bei einer starken Beanspruchung der Augen wie bei einer langen Bildschirmarbeit, können bestimmte Augenübungen die Augen etwas entlasten. Der Blick sollte dazu beispielsweise regelmäßig vom Bildschirm (Monitor, Smartphone oder Tablet) in die Ferne wandern und dort ein wenig verweilen. Dann entspannen die Augen automatisch.

Richtige Kontaktlinsen bei Kurzsichtigkeit

Wie bei jeder Sehschwäche muss zur Korrektion einer Kurzsichtigkeit die Kontaktlinse gut zum Auge passen. Ob weiche Kontaktlinsen oder formstabile Kontaktlinsen besser geeignet sind, kann von Person zu Person unterschiedlich sein. Zudem sind für manche Kurzsichtige je nach gewünschter Nutzung Tageslinsen, Monatslinsen oder Jahreslinsen sinnvoller.

Nur ein Kontaktlinsenexperte kann Interessierte individuell beraten und die passenden Kontaktlinsen auswählen. Eine genaue Vermessung der Augen ist dazu ebenso notwendig wie eine Befragung zu den Gewohnheiten und Wünschen des zukünftigen Kontaktlinsenträgers. Wenn die kurzsichtige Person zusätzlich noch eine Hornhautverkrümmung oder eine Alterssichtigkeit hat, kann ein Spezialist auch dafür eine geeignete Kontaktlinse finden. Das Internet ist dabei keine hilfreiche Alternative zur Kompetenz eines Augenoptikers.

Kontaktlinsen gegen Kurzsichtigkeit
Kontaktlinsen gegen Kurzsichtigkeit | Bild: lolostock / istockphoto.com

Kurzsichtigkeit bei Kindern

Eine Kurzsichtigkeit bei Kindern kommt immer häufiger vor. Es ist wichtig, diese früh zu erkennen und mittels Brille oder Kontaktlinsen von einem Augenarzt oder Optiker ausgleichen zu lassen.

Wenn das Kind nicht gut sehen kann, kann es erhebliche Nachteile in der Schule haben oder etwa im Straßenverkehr leicht in Gefahr geraten. Außerdem ist ein gutes Sehvermögen für die Entwicklung eines Kindes sehr bedeutend. Laut wissenschaftlichen Studien kann bei Kindern eine spezielle Kontaktlinse bei einer Kurzsichtigkeit das Voranschreiten verlangsamen. Das kann eine Ortho-K-Linse oder multifokale Kontaktlinse sein. Ortho-K-Linsen sind nur über Nacht im Auge und formen die Hornhaut so um, dass sich die Brechkraft tagsüber verändert. Multifokale Kontaktlinsen besitzen ähnlich einer Gleitsichtbrille mehrere Sehstärkenzonen. Ob und welche Kontaktlinsen für ein Kind in Frage kommen, muss ein Experte jedoch ganz individuell entscheiden.

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