SehFee10.04.2019

Augentraining kann eine Fehlsichtigkeit nicht beheben. Dennoch gibt es Augentrainer, die entsprechende Kurse anbieten. Einige versprechen ihren Kunden sogar, dass sie durch konsequentes Training zukünftig auf Brille und Kontaktlinsen verzichten können. Warum das wenig seriös ist und wann Augenübungen trotzdem helfen können, zeigt ein näherer Blick auf die Hintergründe einer Sehschwäche.

Was ist eine Sehschwäche?

Bei einer Sehschwäche ist ein scharfes Sehen nicht oder nur mit Sehhilfe möglich. Zu den häufig auftretenden Sehschwächen zählen Kurzsichtigkeit und Weitsichtigkeit ebenso wie eine Hornhautverkrümmung und Alterssichtigkeit. Bei diesen Sehschwächen trifft das Abbild des zu sehenden Objekts je nach Entfernung nicht scharf auf die Netzhaut. Gründe dafür sind etwa ein zu kurzes oder zu langes Auge, eine ungleichmäßig geformte Hornhaut oder eine beeinträchtigte Elastizität der Linse. Hingegen sind zu schwache Augenmuskeln normalerweise nicht für eine Sehschwäche verantwortlich.

Was kann ich tun bei einer Sehschwäche?

Bei schlechten Augen empfiehlt sich immer eine Untersuchung beim Augenarzt, um den Grund für die Sehprobleme herausfinden. Liegt eine einfache Fehlsichtigkeit vor, können Brille oder Kontaktlinsen die Sehschwäche korrigieren. Manchmal kann auch eine Laserbehandlung die Sehkraft verbessern, sodass die Betroffenen auf eine Sehhilfe verzichten können. Die Sehkraft zu trainieren, kann hingegen nicht helfen.

Augentraining bei Kurzsichtigkeit

Kurzsichtige sehen in der Ferne unscharf, weil ihre Augäpfel zu lang oder die Brechkraft zu stark ist. Zum Sehen in der Ferne muss der im Auge liegende Ziliarmuskel entspannt sein, um die Brechkraft der Linse zu verringern. Ein Augentraining soll für eine stärkere Entspannung des Ziliarmuskels sorgen und so eine Kurzsichtigkeit verbessern.

Dass dies jedoch nichts nutzen kann, zeigen gängige Augenuntersuchungen mit einem Medikament zur vollkommenen Entspannung des Ziliarmuskels. Denn dabei kommt es nicht vor, dass eine kurzsichtige Person plötzlich in der Ferne scharf sieht. Andere Trainingsmethoden richten sich an die äußeren Augenmuskeln, die für die Bewegung der Augäpfel verantwortlich sind. Um die Sehstärke zu verbessern, müsste das Augentraining die Muskeln so stärken, dass sie die Länge des Augapfels verkürzen. Das ist allerdings anatomisch nicht möglich.

Augentraining bei Weitsichtigkeit

Weitsichtige haben hauptsächlich Probleme mit dem Nahsehen, weil ihre Augen zu kurz oder die Brechkraft zu gering ist. Um eine Weitsichtigkeit zu verbessern, müsste das Training das Auge also verlängern oder durch Anspannung des Ziliarmuskels die Linse kugelförmiger machen.

Wenn sich der Ziliarmuskel anspannt, fällt jedoch lediglich der Zug auf die Linse weg und diese nimmt einfach nur ihre natürliche Form an. Sie kann aber nicht kugelförmiger werden, als sie von Natur aus ist. Ihre maximale Brechkraft ist folglich begrenzt. Zudem beanspruchen Weitsichtige ihre Ziliarmuskeln ohnehin schon so stark sie können. Das führt eher zu einer Überanstrengung der Augenmuskeln. Dann können zwar gezielte Entspannungsübungen die Augen entlasten, sie beeinflussen allerdings nicht die Weitsichtigkeit an sich und können auch nicht anhaltend das Sehvermögen verbessern.

Augentraining bei Alterssichtigkeit

Augengymnastik kann niemanden vor einer Alterssichtigkeit bewahren. Denn nicht die Augenmuskeln werden zu schwach, sondern die Linse verliert an Elastizität. Unter Umständen lassen sich die natürlichen Alterungserscheinungen der Linse durch einen gesunden Lebensstil etwas hinauszögern. Dazu gehört auch, den Augen genügend Abwechslung und Pausen zu gönnen. Aber ein spezielles Training der Augen ist unnötig.

Welche Arten von Augentraining gibt es?

Im Wesentlichen muss zwischen Augentraining zur Heilung einer Sehschwäche und Entspannungsübungen bei Überbelastung unterschieden werden. Während ersteres wissenschaftlich nicht haltbar ist, können Entspannungsübungen etwa bei langer Bildschirmarbeit durchaus sinnvoll sein. Dazu muss lediglich regelmäßig der Blick in die Ferne gerichtet und bewusst geblinzelt werden. So kann sich auch das Voranschreiten einer Kurzsichtigkeit verlangsamen. Das liegt aber nicht daran, dass ein Training Augenmuskeln stärkt, sondern dass ein Auslöser der Kurzsichtigkeit gemieden wird.

Kann Augentraining schädlich sein?

Bei Erwachsenen ist ein Augentraining in der Regel zumindest nicht schädlich, wenn sie im Straßenverkehr und in ähnlichen Situationen weiterhin die vom Augenarzt oder Optiker angepasste Sehhilfe nutzen. Bei Kindern kann eine unzureichend korrigierte Sehschwäche dazu führen, dass sie das Sehen nie richtig lernen. Daher sollten Eltern nicht einfach auf Augengymnastik setzen, um die Sehkraft zu stärken. Stattdessen sollten sie ihre Kinder beim Tragen einer Sehhilfe entsprechend der Empfehlung eines Augenarztes oder Augenoptikers unterstützen.

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