Sind Kontaktlinsen besser als Brille? Wer zum ersten Mal eine Sehhilfe benötigt, hat in der Regel die Wahl zwischen Brille oder Kontaktlinsen. Aber auch für langjährige Brillenträger ist interessant, welche Vorteile Kontaktlinsen haben oder ob sie mit Linsen sogar besser sehen könnten.

Es hängt in erster Linie von der Fehlsichtigkeit und anderen Eigenschaften der Augen ab, ob Kontaktlinsen besser als eine Brille sind. Manche Fehlsichtigkeiten lassen sich tatsächlich besser mit Kontaktlinsen ausgleichen. Zudem haben Kontaktlinsen einige Vorzüge, die sich bei den meisten Fehlsichtigkeiten zeigen.

Kontaktlinsen liegen direkt auf der Augenoberfläche auf und bringen dadurch verschiedene Vorteile mit sich. Sie können eine bequeme und freie Sicht ermöglichen. Dazu müssen die Linsen optimal zu den individuellen Eigenschaften der Augen passen. Ein Kontaktlinsenexperte kann nach einer Untersuchung und Vermessung der Augen geeignete Linsen auswählen.

Der unterschiedliche Abstand von Kontaktlinsen und Brille zu den Augen spielt vor allem bei einer stärkeren Kurzsichtigkeit (Myopie) eine wichtige Rolle. Denn Brillengläser mit negativer Dioptrienzahl verkleinern das Bild, das auf die Netzhaut projiziert wird. Bei Kontaktlinsen entsteht dieser Effekt nicht, da sie sich direkt auf dem Auge befinden. Kontaktlinsen können dadurch eine stärkere Kurzsichtigkeit besser ausgleichen als eine Brille. Besonders deutlich spüren das zudem Personen, deren Korrektionswerte zwischen beiden Augen stark voneinander abweichen. In dem Fall ist bei einer Brille die Größe des Bildes auf der linken und rechten Netzhaut so unterschiedlich, dass das Gehirn daraus kein gemeinsames Bild berechnen kann. Stattdessen entstehen Doppelbilder. Auch dann sind Kontaktlinsen die bessere Wahl für eine gute Sehstärke. Gleiches gilt auch bei hohen Hornhautverkrümmungen, bei denen mit einer Kontaktlinsenkorrektion im Vergleich zur Brille ein weniger stark verzerrtes Bild entsteht.

Eine Brille bietet eine größere Angriffsfläche als Kontaktlinsen. Dadurch kann sie leichter von der Nase fliegen und kaputt gehen. Außerdem sind Brillengläser anfälliger für Kratzer, die die Sicht beeinträchtigen. Kontaktlinsen fallen normalerweise nicht so schnell aus den Augen. Wenn allerdings eine Linse beim Einsetzen oder Herausnehmen reißt, sollten Kontaktlinsenträger sie nicht mehr tragen und entsorgen. Handelt es sich dabei um Austauschlinsen wie Monatslinsen oder Tageslinsen, können sie die Linse ganz einfach durch eine neue ersetzen. Die klare Sicht ist dann wieder gewährleistet. Jahreslinsen sind in der Regel robuster. Eine kaputte oder verkratzte Brille zu reparieren, ist im Vergleich dazu nicht so unkompliziert.

Kontaktlinsen verursachen keine Blendungseffekte, da sie direkt auf dem Auge liegen. Brillengläser können hingegen Licht reflektieren und Brillenträger blenden, wodurch diese in dem Moment schlechter sehen. Ebenso lässt sich mit Kontaktlinsen eine Blendung durch Sonnenlicht leichter vermeiden. Denn Kontaktlinsenträger können jederzeit eine beliebige Sonnenbrille aufsetzen. Brillenträger müssen erst ihre Brille absetzen und sie mit einer Sonnenbrille tauschen, die zudem Gläser in der richtigen Korrektionsstärke haben muss.

Ein weiterer Vorteil von Kontaktlinsen ist, dass sie nicht beschlagen können. Jeder Brillenträger kennt das, wenn er im Winter aus der Kälte nach drinnen geht, beim Kochen oder in ähnlichen Situationen. Beschlagene Brillengläser schränken zwar nur vorübergehend die Sicht ein, aber es kann dennoch sehr störend sein. Mit Kontaktlinsen bleibt die Sicht auch bei hoher Luftfeuchtigkeit frei.

Kontaktlinsen bieten häufig ein größeres Gesichts- und Blickfeld als eine Brille. Das ist für einige ein unschlagbarer Grund, weshalb für sie Kontaktlinsen besser als eine Brille sind. Da die Augen die Kontaktlinsen bei jeder Bewegung mitnehmen, fällt der Blick immer durch die Linse und die Fehlsichtigkeit wird optimal ausgeglichen. Brillenträger müssen stattdessen den ganzen Kopf bewegen, um nicht an den Brillengläsern vorbei zu sehen. Bei Kontaktlinsen ist auch kein Brillengestell im Weg, das die Sicht verdecken könnte. Je nach Art und Stärke des Brillenglases kann es außerdem zu Abbildungsfehlern kommen, wenn der Blick seitlich durch das Glas verläuft.

Bestimmte Fehlsichtigkeiten sind sogar nur mit Kontaktlinsen korrigierbar. Dazu gehören beispielsweise manche Ausprägungen des irregulären Astigmatismus. Dabei ist die Hornhaut sehr ungleichmäßig verkrümmt, sodass sie das Licht in verschiedenste Richtungen bricht. Der direkte Kontakt zu den Augen spielt hier wieder eine Rolle, weshalb die Chancen mit Kontaktlinsen höher stehen, den Sehfehler zu korrigieren. Vor allem bei formstabilen Linsen kann der darunter befindliche Tränenfilm Unregelmäßigkeiten der Hornhaut schon etwas ausgleichen. In anderen Fällen können Kontaktlinsen nicht nur die Fehlsichtigkeit korrigieren, sondern auch deren Voranschreiten verlangsamen. So können multifokale Kontaktlinsen und Ortho-K-Linsen bei Kindern mit einer Kurzsichtigkeit dafür sorgen, dass diese weniger stark zunimmt. Multifokale Linsen bestehen aus mehreren Sehstärkenzonen, ähnlich wie die Gläser einer Gleitsichtbrille. Bei Ortho-K-Linsen handelt es sich um spezielle Linsen, die über Nacht getragen werden. Sie verändern die Form der Hornhaut etwas und somit deren Brechkraft. Über den Tag behält die Hornhaut diese Form und kann dadurch die Kurzsichtigkeit ausgleichen.

Egal ob Brille oder Kontaktlinsen, jede Sehhilfe nützt nur dann, wenn sie auch getragen wird. Dass Kontaktlinsen im Alltag oft praktischer sind als Brillen, wird von vielen fehlsichtigen Menschen geschätzt.  Sie verändern das Aussehen nicht, schränken das Gesichtsfeld nicht ein, rutschen, beschlagen oder verschmutzen nicht und hinterlassen auch keine Druckstellen auf der Nase. Selbst beim Sport können Kontaktlinsen Fehlsichtigkeiten zuverlässig korrigieren.

Bereits eine Studie^[1] aus dem Jahr 2011 belegte, dass das Tragen von Kontaktlinsen das Selbstbewusstsein junger Erwachsener steigert. Denn für andere ist kaum zu erkennen, dass jemand Kontaktlinsen trägt.

Ganz anders ist das bei einer Brille. Zwar sind Brillen zunehmend akzeptiert und dienen oft sogar als modisches Accessoire, trotzdem fühlen sich einige Menschen mit Brille unwohl. Bei starker Fehlsichtigkeit können Brillengläser zudem die Augen vergrößern oder verkleinern, was manche als unschön empfinden. Wenn Brillenträger dann auf die fast unsichtbaren Kontaktlinsen umsteigen, kann sich ihr Selbstbewusstsein steigern. Gerade bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist das ein möglicher Entscheidungsgrund für Kontaktlinsen.

Damit Kontaktlinsen eine Fehlsichtigkeit optimal ausgleichen können, müssen ihr Material, ihre Form, ihre Stärke, ihr Austauschintervall und ihre Pflege zu den persönlichen Eigenschaften des Trägers passen. Ein Besuch beim Kontaktlinsenspezialisten ist daher unbedingt notwendig. Dieser untersucht die Augen, vermisst sie und stellt einige Fragen zum Trageverhalten. Anschließend wählt der Augenoptiker oder Augenarzt geeignete Kontaktlinsen aus und weist in den Umgang ein. Weitere Kontrolltermine beim Kontaktlinsenexperten sind zwingend erforderlich um die Langzeitverträglichkeit sicher zu stellen. Ein Online-Kauf ohne vorherige Beratung ist keine Alternative, weil die individuell richtigen Kontaktlinsen ohne vorherige Anpassung nicht zu finden sind. Ungeeignete Linsen können nicht nur zu einer ungenügenden Korrektion der Fehlsichtigkeit führen, sondern auch die Augengesundheit gefährden.

Quellen:
1 Contact Lens Category Campaign Evaluation. YouGov/Johnson & Johnson Vision Care, 2011.